Künstliche Intelligenz (KI) verändert, wie wir kommunizieren, Entscheidungen treffen und Strategien entwickeln. Da liegt die Frage nahe: Brauchen wir überhaupt noch Strategieberatung in Kommunikation und Philanthropie? Oder haben smarte Algorithmen, Echtzeitanalysen und digitale Assistenten das längst übernommen?

Daten haben keine Vision

KI erkennt Muster, analysiert Daten und liefert Handlungsempfehlungen. Doch kann sie auch visionär denken?

Unserer Einschätzung nach: bedingt. KI zeigt auf, was wahrscheinlich funktioniert, doch echte Vision entsteht dort, wo Menschen bewusst neue Wege gehen, mutige Entscheidungen treffen und alte Denkmuster durchbrechen.

Visionäre Strategien setzen voraus, dass man nicht nur fragt «Was hat bisher funktioniert?», sondern auch «Was braucht die Zukunft – selbst wenn es heute noch nicht absehbar ist?». Genau hier liegt die Grenze der KI: Sie kann unterstützen, aber nicht eigenständig Zukunft entwerfen.

Wenn Strategie mehr braucht als nur Daten

KI kann Social-Media-Kampagnen optimieren, Newsletter personalisieren oder Fundraising automatisieren. Doch sie bleibt ein Meister des Analysierens, nicht des Neuerfindens. Muster erkennen reicht nicht – echte Innovation entsteht, wenn Menschen Bestehendes in Frage stellen und Neues wagen.

Wenn es um langfristige Entwicklungen, ethische Fragen oder gesellschaftliche Verantwortung geht, braucht es mehr: Reflexion, Empathie und kreative Lösungsansätze.

Was tun, wenn eine Stiftung nicht mehr in die Zeit passt?

Eine Stiftung zur Armutsbekämpfung, gegründet in den 1980er-Jahren, wollte sich modernisieren. Der gesellschaftliche Diskurs hatte sich verändert, Zielgruppen konsumieren Informationen anders, und Transparenz ist wichtiger denn je.

Eine KI hätte Förderprojekte an Trends angepasst und Kommunikationskanäle optimiert. Doch die zentrale Frage blieb: «Was bedeutet Armutsbekämpfung heute? Wie und wo sehen wir unsere Rolle? Welches sind unsere Überzeugungen?»

Gemeinsam entwickelten wir eine Strategie, die traditionelle Werte mit einer zeitgemässen Ausrichtung verband – nicht nur kommunikativ, sondern auch in der Förderung.

Schwerpunkte setzen: Wo fängt man an?

Eine neu gegründete Stiftung mit breitem Zweck fragte sich: «Wo setzen wir die Schwerpunkte? Was lassen wir vorerst weg?»

KI kann Trends analysieren und Förderschwerpunkte vorschlagen. Doch eine durchdachte Strategie braucht mehr: «Passt das zu unserer Mission? Spiegelt es unsere Vision wider?»

Im Dialog entwickelten wir ein Modell, das der Stiftung ermöglichte, mit fokussierten Pilotprojekten zu starten – um Erfahrungen zu sammeln, ihre Schwerpunkte glaubwürdig zu kommunizieren und ihr Profil strategisch zu schärfen sowie nachhaltig zu positionieren.

Technologie ersetzt keine Werte

Wer eine klare, datengetriebene Strategie verfolgt, kann KI nutzen, um Effizienz und Reichweite zu steigern. Aber wo es um Sinn, Werte und Zukunftsperspektiven geht, bietet eine persönliche, reflektierte Beratung einen echten Mehrwert – mit Erfahrung, Intuition und einem Blick über den Tellerrand.

Die besten Strategien entstehen dort, wo Daten auf Sinn treffen – davon sind wir überzeugt. Wir bei Essenca wollen KI nicht ersetzen, sondern sie klug nutzen. Denn am Ende ist es nicht die Technologie, die den Unterschied macht – sondern der Mensch, der sie mit Verantwortung nutzt.

Reflexion bleibt unverzichtbar

KI steigert Effizienz und liefert datenbasierte Erkenntnisse. Wenn es jedoch darum geht, eine klare Vision zu entwickeln und strategische Weichen zu stellen, bleibt der Mensch gefragt.

Sich regelmässig Zeit für Reflexion zu nehmen, hilft, den eigenen Weg zu finden: «Wo wollen wir langfristig hin? Welche Werte und Ziele leiten uns?» Der Austausch mit erfahrenen Expert*innen kann neue Perspektiven eröffnen – nicht als Ersatz für Technologie, sondern als Ergänzung für fundierte, zukunftsweisende Entscheidungen.

Was Organisationen konkret tun können: ein praktischer Impuls

Ein erster Schritt kann sein, regelmässig interne oder externe Strategieworkshops zu nutzen, um zentrale Fragen zu klären: «Haben wir eine klare Vision oder nur eine Sammlung von Zielen?» oder «Wie können wir unsere Werte in der Kommunikation sichtbar machen?»

Auch ein offener Austausch mit anderen Organisationen oder Expert*innen kann wertvolle Impulse geben. Und manchmal hilft es, einfach innezuhalten und sich zu fragen: «Sind wir noch auf dem richtigen Weg – oder braucht es einen neuen Ansatz?»